Die Antiisrael-Lobby in den Niederlanden

Die Antiisrael-Lobby in den Niederlanden

Manfred Gerstenfeld interviewt Wim Kortenoeven (direkt vom Autor)

Eine Reihe niederländischer Antiisrael-NGOs werden zum Teil von der niederländischen Regierung für ihre allgemeinen Aktivitäten finanziert. Drei der NGOs, die protestantische ICCO, die katholische Cordaid und die allgemeine Oxfam Novib haben eine antiisraelische Fassadenorganisation namens United Civilians for Peace (Vereinigte Bürger für Frieden, UCP) gegründet. Ein weiterer Partner ist die christliche Friedensbewegung IKV Pax Christi, die ebenfalls von der niederländischen Regierung unterstützt wird.

Wim Kortenoeven ist ein niederländischer Nahost-Experte mit einer langen Karriere des Eintretens für Israel. Er hat mehrere Bücher zum Nahen Osten veröffentlicht und war Abgeordneter im niederländischen Parlament. Heute ist er Direktor einer Public Affairs- und Beratungsfirma.

Kortenoeven fährt fort: Die UCP wird indirekt zum Teil vom niederländischen Steuerzahler finanziert. Sie erklärt fromm, man sei für Frieden und nicht gegen Israel. Auf ihrer Internetseite findet man eine Beschreibung der Geschichte des palästinensisch-israelischen Konflikts voller historischer Verfälschungen und Auslassungen. 2007 veröffentlichte CIDI, das niederländische Äquivalent von AIPAC, bei der ich damals arbeitete, einen großen Bericht zur UCP mit dem Titel: „United Civilians tegen Israel“ (United Civilians gegen Israel).1 Dieser führte zu parlamentarischem Vorgehen der Liberalen, der drei christlichen Parteien und der Freiheitspartei gegen Israel-Bashing.2 Dennoch ist die UCP weiter gesund und munter.

Die UCP hat mehr als jede andere Organisation in den Niederlanden Antizionismus legitimiert. Ihre durchdachte Antiisrael-Propaganda, BDS-Aktionen und Verfälschung historischer Darstellungen, eingewickelt in hochtrabenden Worten von Gerechtigkeit und internationalem Recht, befinden sich im Internet und werden in Schulen und Kirchen genutzt. Ich fürchte, dass der von der UCP in der öffentlichen Meinung angerichtete Schaden bereits nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die UCP wird wegen des „altruistischen und institutionalisierten Image“ ihrer „Mutterorganisationen“ respektiert.

Kortenoeven fügt hinzu: Der wichtige niederländische Agitator gegen Israel ist der ehemalige Premierminister Dries van Agt, ein katholischer Christdemokrat. Ursprünglich war Van Agts Organisation für seinen persönlichen Kreuzzug gegen den jüdischen Staat das „International Forum for Justice and Peace“ (Internationales Forum für Gerechtigkeit und Frieden, IFJP). Diesem gehört der schwedische Antisemit Jöran Jermas an, der sich als Jude ausgab und das Pseudonym Israel Shamir nutzte.3 Ich war daran beteiligt diese „Schweden-Connection“ zu entlarven, als ich für CIDI arbeitete. Nach dem sich daraus ergebenden Skandal löste Van Agt das IFJP auf. Dann gründete er ein neues Kreuzzug-Medium: das Rights Forum.

Auf der Palästinensich-europäischen Konferenz in Rotterdam im Jahr 2007 sagte Van Agt, die drei Forderungen des Westens an die Hamas seien extrem unangemessen. Diese drei waren: Aufgabe der Gewalt, Anerkennung des Staates Israel und der palästinensischen Vereinbarungen mit dem Staat Israel.4

Antiisraelische und antijüdische Organisationen tendieren dazu auf einer Projektbasis in unterschiedlichen Zusammenstellungen und manchmal sogar verdeckt miteinander zu kooperieren. Die Bürgerinitiative „Sloop de Muur“ (Reißt die Mauer nieder) sammelten 50.000 Unterschriften. Damit wurde das niederländische Parlament im Juni 2013 gezwungen über die Legitimität der israelischen Sicherheitsbarriere zu debattieren. In dieser Anti-Zaun-Kampagne wurde das Rights Forum nicht als Organisator genannt. Auf der Internetseite des Rights Forum gibt es keinen Hinweis auf die „Reißt die Mauer nieder“-Stiftung.

Es war aber Van Agt, der die Initiative „Sloop de Muur“ im Parlament vorstellte. Mehrere daran beteiligte Organisationen wie das „Nederlands Palestina Komitee“ bestreiten Israels Existenzrecht. Solche Organisationen arbeiten mit einem geheimen Stufenplan: Erstens soll der Zionismus delegitimiert werden, zweitens der jüdische Staat delegitimiert und boykottiert werden, drittens der jüdische Staat gezwungen werden sich hinter nicht zu verteidigende Grenzen zurückzuziehen und schließlich den Weg freimachen für die Endlösung – den „Friedhofsfrieden“ für Israels Juden. Die UCP stand auch offiziell nicht in Verbindung mit dem Sloop de Muur“-Projekt. Doch auf deren Internetseite wurde ein Werbefilm eingestellt, den die UCP in Auftrag gegeben hatte.5

Organisationen in der niederländischen antiisraelischen und antijüdischen Lobby haben seit Jahrzehnten einander überlappende Strukturen. Der Vorstand des Niederländischen Palästina-Komitees z.B. engagierte sich bei Pax Christi. Mehrere Mitglieder der antizionistischen Organisation „Stoppt die Besatzung“ von Gretta Duisenberg – Witwe des früheren EZB-Präsidenten Wim Duisenberg – sind Mitglieder des Rights Forum. Van Agt gehörte im Gegenzug dem Beratungsgremium von Frau Duisenbergs Organisation an. Er verließ dieses erst, nachdem ihre vulgär antisemitischen Äußerungen wie die, dass „jüdischer Einfluss sich sogar auf die vornehmen Restaurants in Amsterdam erstreckt“, zur Bürde wurden. Mehrere der antiisraelischen Unterstützer Van Agts sind auch für den Inhalt eines kürzlich erstellten beratenden Dokuments des Advisory Council for International Affairs (Beraterkomitee für internationale Angelegenheiten, AIV) der niederländischen Regierung und des Parlaments verantwortlich. In diesem Text wird die Geschichte des arabisch-israelischen Konflikts mit den Juden und ihrem Staat umgeschrieben; das antisemitische und völkermörderische Ziel der Islamisten und besonders der Hamas wird reingewaschen; der Regierung wird geraten ihre Beziehungen zu Israel herunterzustufen und die Hamas für sauber zu erklären und Gespräche mit ihr zu führen – mit einer Organisation, die für den Völkermord an allen Juden wirbt, nicht nur denen der israelischen Sorte.6 Das ist ein offizielles Beratergremium des niederländischen Staates und Van Agts Helfer vom Rights Forum sind dort Mitglied. Das ist ein System, das weit über private Aktivitäten hinaus geht.

Kortenoeven schließt: Anne Frank wurde von Niederländern in den Niederlanden verraten. Als Kommentar zur niederländischen Kollaboration mit Nazideutschland schrieb der Kommandeur des niederländischen Heeres, General mart de Kruif, vor kurzem auf seiner Facebook-Seite, während und nach des Zweiten Weltkriegs hatten Richtig und Falsch immer Grauzonen. De Kruif mochte das gut gemeint haben, doch er zeigt ein völliges Fehlen von Einsicht und verfälscht damit die Geschichte.

Es gab in dem Bereich der Nazi-Doktrin und den Befehlen zur Auslöschung der Juden keine Grauzonen. Gleichermaßen gibt es heute keine Grauzonen, wenn hinterlistige Friedensengel wissentlich und bereitwillig mit denen kooperieren, die offen ihren Wunsch erklären den jüdischen Staat zu eliminieren und seine jüdischen Einwohner auszulöschen.

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Mitglied des Aufsichtsrats des
Jerusalem Center of Public Affairs, dessen Vorsitzender er 12 Jahre lang war.

1 Bert de Bruin/Markus Flamman/Indra Barry: United Civilians tegen Israel. Rapport over activiteiten en Doelstellingen van het samenwerkingsverband United Civilians for Peace. Centrum Informatie en Documentatie Israel, Oktober 2007. [in Niederländisch]. www.cidi.nl/onderzoeksrapport-united-civilians-for-peace-polariseert-en-agiteert-eenzijdig-tegen-israel/
2. Außenminister Uri Rosenthal (2010-2012) versprach, er würde Israel-Bashing auf der internationalen Bühne und durch vom Staat finanzierte niederländische Entwicklungshilfe-Organisationen bekämpfen.
3 Josst de haas: Op kruistocht met de duivel. Telegraaf, 12. November 2005 [in Niederländisch].
4 Tom Tates: Palestijnse boycot verwerpelijk. Algemeen Dagblad, 5. Mai 2007 [in Niederländisch].
5 www.youtube.com/watch?v=JeM8c42kgYo
6 http://www.aiv-advies.nl/ContentSuite/upload/aiv/doc/webversie_AIV83_ENG_new(1).pdf

 

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