Wie der akademische Boykott effektiver bekämpft werden kann
Wie kann der akademische Boykott Israels effektiver bekämpft werden? Diese Frage wird zunehmend relevant, da die antiisraelischen Kräfte – ob nun an Universitäten oder in Berufsfachverbänden – auf antiisraelisches Handeln drängen.
Die antiisraelischen Boykott-Kampagnen bei Akademikern begannen im April 2002 mit einem offenen Brief von Wissenschaftlern verschiedener Länder im Guardian. Er forderte ein Moratorium aller kultureller Verbindungen zwischen Israel und europäischen und nationalen Ebenen.1
In den letzten Jahren hat es den größten Zuwachs an antiisraelischen Boykott-Aktivitäten in den Vereinigten Staaten gegeben. Man muss allerdings zwischen Boykotten unterscheiden, die von Studentenorganisationen ausgehen und solchen, die aus akademischen Lehrkörpern kommen. Studenten werden den Campus nach ein paar Jahren verlassen, aber die Akademiker bleiben und ihre Boykott-Entscheidungen sind daher gefährlicher.
Der Boykott ist bislang nur ein weiteres Derivat der erfolgreichen arabischen Propaganda den palästinensisch-israelischen Konflikt ins Zentrum der internationalen Debatte zu drücken. Diese Debatte lenkt die Aufmerksamkeit von der riesigen und ständig zunehmenden, mörderischen Kriminalität in großen Teilen der arabischen Welt ab.
Arabische Akademiker dürften beim antiisraelischen Boykott an einigen Universitäten eine Rolle spielen, es ist jedoch die Linke – einschließlich einiger Juden und Israelis – die ihr die Hauptkraft verschaffen. Es gibt aber noch andere Gründe. Das wurde von Curtis Marez, dem ehemaligen Präsidenten der American Studies Association (ASA) erklärt, der den antiisraelischen Boykott unterstützt. Von ihm wird berichtet er habe gesagt, dass viele weitere Länder, einschließlich einiger des Nahen Ostens, eine Menschenrechtsbilanz haben, die der Israels vergleichbar oder schlimmer sind. Marez fügte hinzu: „Man muss irgendwo anfangen.“ Er erwähnte, dass palästinensische Bürgergruppen seine Organisation gebeten hatten Israel zu boykottieren, es aber keine ähnlichen Anfragen von Gruppen in anderen Ländern gegeben habe.2
Bisher hat die Boykott-Schlacht entlang klassischer Linien stattgefunden. Die antiisraelischen Boykotteure greifen an und später wehren sich einige proisraelischen Professoren dagegen. Abhängig von der Situation vor Ort und der oft von jüdischen Graswurzel-Vereinigungen gegebenen Unterstützung gewinnt eine der beiden Seiten. Die Mehrheit der Wissenschaftler nimmt oft nicht an der Abstimmung teil. So war das auch bei der Boykott-Abstimmung der ASA.3
Einer der komplexesten Kämpfe fand 2009 statt; er betraf einen Boykott-Vorschlag einer Reihe Professoren der NTNU-Universität in Trondheim (Norwegen) an deren Vorstand. Viele wichtige jüdische Organisationen, darunter das American Jewish Committee, die Anti-Defamation League und das Simon Wiesenthal Center waren daran beteiligt. Eine Schlüsselrolle spielten die Scholars for Peace in the Middle East, die tausende Wissenschaftler mobilisierten, darunter eine Reihe Nobelpreis-Gewinner, die erklärten, dass sie ebenfalls boykottiert werden sollten, boykottiert man die israelische akademische Welt. Die norwegische jüdische Gemeinschaft, die israelische Botschaft und der amerikanische Botschafter intervenierten ebenfalls. Schließlich erkannte die norwegische Regierung, dass das zu einem großen internationalen Problem wurde und sagte der Staatsuniversität, sie solle keine Außenpolitik betreiben. Letztlich stimmte der gesamte NTNU-Vorstand gegen den Boykott.4
Es gibt allerdings einen weniger konventionellen, möglicherweise erfolgreichen Weg den akademischen Boykott zu bekämpfen, der noch nicht ausprobiert wurde. Die Inspiration für eine solche Methode entstammt Ereignissen, die innerhalb mehrere europäischer Länder aufgetreten sind; sie ist weit davon entfernt theoretisch zu sein.
2011 wurde der beliebte deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zum Rücktritt gezwungen. Eine Gruppe „Plagiatsjäger“ im Internet hatte seine Doktorarbeit überprüft und festgestellt, dass sie einen beträchtlichen Anteil Plagiat geistigen Eigentums enthielt. Sein Doktortitel wurde ebenfalls aberkannt.5Und 2013 musste Annette Schavan, die deutsche Ministerin für Bildung und Forschung, ebenfalls zurücktreten, nachdem ihr der Doktortitel wegen Plagiat geistigen Eigentums aberkannt wurde.6
Das sind die bekanntesten Fälle, aber die deutsche Wiki-Seite Guttenplag führt eine Liste vieler weiterer dubioser Wissenschaftler an deutschen Universitäten an, die im Verlauf der Jahre entlarvt wurden.7 In Polen gibt es ebenfalls eine solche Seite, die Plagiarismus überprüft.8
Zu verschiedenen Gelegenheiten haben mehrere niederländische Professoren ihre Positionen wegen Fälschung von Daten oder nachlässiger Arbeit aufgegeben. Der bekannteste davon ist Diederik Stapel, ein ehemaliger Professor für soziale Psychologie. Eine Untersuchung stellte fest, dass 55 seiner Abhandlungen betrügerisches Material beinhalteten.9
Man muss seine Untersuchungen nicht auf Plagiarismus oder Betrug beschränken. Eine Reihe Wissenschaftler sind auch bei ihren Fußnoten nachlässig und zitieren aus fehlerhaften oder minderwertigen Quellen. Wenn ein Wissenschaftler viele Fußnoten als Verweise anführt, nimmt das Risiko zu, dass er eine beträchtliche Anzahl an Fehlern darin hat.
Hat man erst einmal eine Liste von Dozenten, die den Boykott Israels unterstützen, kann man unter ihnen Ziele für Recherche aussuchen. Wenn man seine Ziele intelligent auswählt, ist es wahrscheinlich, dass man ein paar findet, die plagiieren, bei der Veröffentlichung falsche Quellen nutzen oder Wissenschaftler sind, die betrügen. Diese Lehrenden würden dann innerhalb ihrer Universitäten und unter ihren Berufskollegen bloßgestellt. Man muss nur ein paar wenige solcher Fälle finden, um die Drohung der Boykotte enorm zu verringern.
Ganz wie die allgemeine Bevölkerung sind die meisten Akademiker Feiglinge. Viele derer, die derzeit kein Risiko eingehen, dürften es sich zweimal überlegen, bevor sie sich einem Boykott anschließen, wenn das bedeutet, dass ihre Karriere wegen einer detaillierten Untersuchung ihrer Arbeit gefährdet ist.
Es gäbe nichts Falsches daran, wenn die israelische Regierung einen Teil solcher Untersuchungen finanziert. Die Boykotteure sind feindselige Elemente und können sogar als Israels Feinde bezeichnet werden.
Es gibt auch einen weiteren Vorteil solcher Aktivitäten. Von der Bloßstellung nachlässiger und betrügerischer Akademiker profiziert die akademische Welt als Ganzes.
Dr. Manfred Gerstenfelds kommendes Buch „The War of a Million Cuts“ analysiert, wie Israel und die Juden delegitimiert werden und wie sie dagegen kämpfen sollten.
Er war von 2000 – 2012 Vorsitzender des Jerusalem Center of Public Affairs.
1 Protest against Call for European Boycott of Academic and Cultural Ties with Israel. Ursprüngliche Presseerklärung, The Guardian, 6. April 2002.
2 Lazar Berman: Top US academic association decries Israel Boycott. The Times of Israel, 22. Dezember 2013.
3 Yarden Skop: U.S. academic group votes to boycott Israel. Ha’aretz, 16. Dezember 2013.
4 Ricki Hollander: Norwegian University Votes Down Anti-Israel Boycott.CAMERA, 12. November 2009.
5 Manuel Bewarder: Neuer Plagiatsvorwurf gegen Ex-Minister Guttenberg. Die Welt, 3. November 2011.
6 Schavan tritt zurück. Frankfurter Rundschau, 9. Februar 2013.
7 Liste der Plagiatoren und Plagiats-Verdächtigen, Guttenberg Wiki.
8 Jarosław Adamowski: Poland gets serious on plagiarism. Chemistry World, 1. Oktober 2013.
9 Yudhijit Bhattacharjee: The Mind of a Con Man. The New York Times Magazine. 26. April 2013.